[Kapitel VI] - Zwischen Hammer und Amboss
Als Leonhard seine Bitte an die Hauer richtete, herrschte zunächst eine gespannte Stille. Die Söldner, hart und kampferprobt, waren es gewohnt, Entscheidungen auf Grundlage von Strategie und Sold zu treffen, nicht aufgrund von Geistergeschichten oder dem Schicksal verlorener Kinder. Doch Leonhards Worte, getragen von einer aufrichtigen Sorge und dem Verweis auf den Zorn der Götter, ließen sie nachdenklich werden.
Auch fuer sie bedeutete die Reise mit den Protagonisten eine erhøhte Sicherheit, so hatten sie die Krieger schon in der Schlacht erlebt.
Unter den sieben Söldnern entbrannte eine hitzige Diskussion. Die Atmosphäre war angespannt, als die Argumente hin und her flogen, unterbrochen von gelegentlichem Knurren und dem Knistern des Feuers, das ihre Gesichter im dämmerigen Licht der Ruinen erhellte.
Das Reikland dieser Tage, ein Land geplagt von Krieg, Chaos und Tod, ließ wenig Raum für die Unschuld der Kindheit - und doch schien es, als würde Leonhards Appell an eine tiefere, oft vergessene Menschlichkeit in ihnen rühren.
Vesbastian, dessen Blick hart und unerbittlich war, stand als eine der stärksten Gegenstimmen, langsam drehte er das Ruder der Gunst. Seine Logik, kalt und unbeeindruckt von den mystischen Anspielungen, konzentrierte sich auf den Verlust ihres Soldes. Doch selbst seine Einwände konnten die wachsende Zustimmung innerhalb der Gruppe nicht vollständig dämpfen. Leonhards Charme und Überzeugungskraft, gestärkt durch die dringliche Notwendigkeit ihrer Mission und die geheimnisvolle Aura, die die Geschichte umgab, begannen, die Waage zu ihren Gunsten zu kippen.
Nach einer langen, von flackerndem Feuer und dem fernen Rauschen der Wälder um Lamme umgebenen Diskussion, erreichten sie einen Kompromiss. Die Söldner, nun teilweise ergriffen von der Idee, möglicherweise den Segen der Götter zu erlangen, stimmten zu, für einen halben Tagessatz zu bleiben.
Dieser pragmatische Ansatz schien die ideale Lösung, eine Balance zwischen ihrer Pflicht und dem Verlangen, Teil einer größeren Geschichte zu sein, die möglicherweise sogar von den Launen der Götter selbst gewebt wurde, sie wuerden in Lamme warten.
Die Frage nach dem Schicksal der Kinder, inmitten der Ruinen und der geisterhaften Wälder, ließ ihre Fantasie mit dunklen Bildern spielen. In einer Welt, in der die Grenzen zwischen dem Lebenden und dem Toten oft verschwimmen, wo Dämonen und Hexen in den Schatten lauern, konnte die Vorstellung von Seelen, die in der Zwischenwelt gefangen sind, nicht leicht abgetan werden, etwas mit welchem Sie eher nichts zu tun haben wollten. Vielleicht, so munkelten sie untereinander, könnten die Protagonisten tatsächlich einen Unterschied machen.
Mit diesem düsteren Hintergedanken und der Aussicht auf eine reduzierte Bezahlung, die jedoch durch die Chance auf Ruhe und Sicherheit, bereiteten sich die Hauer auf eine weitere Nacht in Lamme vor.
Erwartungsvoll schauten sie zu Leonhard auf.