Re: 8. Die Reise nach Averheim -An Bord der Bruno
Luthor spürte, wie die Ereignisse seine Kameraden verändert hatten.
Auch er hatte schon lange Zeit seine unschuldige Sicht auf die Welt ändern müssen.
Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er sich nicht um seine Waffenbrüder sorgte.
Mit dem ihm eigenen Verständnis, startete er vorsichtige Versuche um mit ihnen Gespräche anzufangen. Er bot einfühlsam an, über die Welt im Allgemeinen, das Böse, das Imperium, Sigmar, die Götter, die Recht und Unrecht und über alles andere zu reden.
Die Gespräche sprangen oft von Thema zu Thema und wenn Luthor merkte, dass es seinem Gegenüber unangenehm war, wechselte er das Thema.
Aber er war da, bot an ohne zu drängen, ohne zu fordern.
Er lud seine Kameraden auch ein an seinen Gebeten Teil zu haben und sprach auch wenn sie aßen oder wenn eine besonderer Tag war die Gebete, teilweise auch für das ganze Schiff.
Bei einer solchen Gelegenheit, als alle versammelt waren, predigte er, mit ruhiger Stimme, welche mühelos bis in den letzten Winkel drang, begleitet vom Knarren des Schiffes und dem leisen Rauschen des Flusses.
"Oft habe ich erlebt wie die Menschen hadern. Oft stellen sie die gleiche Frage wieder und wieder.
Oft habe ich als junger Novize die gleiche Frage gestellt.
Meist werden diese Fragen nur geflüstert, denn teilweise enden diese Fragen auf einem Scheiterhaufen, da sie schlecht formuliert werden; oder sie einfach ein blinder Fanatiker hört.
Wie kann es sein, dass das Böse so stark ist und uns umgibt?
Wie kann es sein, dass Menschen trotz der sanften Flügel Shallyas an Krankheiten sterben, dass dreckige Orks und verdrehte Tiermenschen unsere Wälder durchstreifen, trotz der Macht und dem Glanz Sigmar und des Imperiums?
Teilweise scheint die Ehrfurcht gebietende Macht unserer Götter sehr begrenzt.
Menschen kämpfen für eine gerechte Sache und werden dabei verletzt oder schwer gezeichnet.
Sie kämpfen für das Imperium und unsere Götter, besiegen Feind auf Feind, doch für jeden besiegten Gegner kommen zwei neue.
Einfach Bürger, die brav arbeiten und einfach ihre Familie ernähren wollen werden Nachts aus ihren Betten gerissen und abgeschlachtet.
Man fühlt sich machtlos gegen die zahllosen Feinde, man denkt die Götter und Sigmar selbst wären machtlos."
Seine Stimme war leiser geworden, was ein wenig brüchig und er sah die teilweise fassungslosen Gesichter der Zuhörer, aber auch, dass er wohl teilweise einen Nerv getroffen hatte.
"Doch ein einfacher Denkfehler führt zu solchen Gedanken.
Schaut euch in der Welt um. Das Imperium ist das größte bekannte Machtgebiet der Welt, doch wir neigen dazu, unsere Grenzen im Kleinen zu ziehen.
Da ist der Weg nach Nuln eine große Reise, doch was bedeutet diese Strecke schon im Vergleich zum heiligen Imperium?
Das größte Machtgebiet.
Doch was liegt darum herum?
Die Kälte im Norden, aus welcher der Chaos in Kislev einfällt, ungezählte Horden mächtiger Krieger und Barbaren.
Grüne Wellen kommen aus dem Gebirgen und stinkende Orks schlachten in stumpfer Blutgier einen Weg durch unsere Reihen.
Im Osten erheben sich die Untoten aus ihren Gräbern und im Westen lauert das endlose Meer mit seinen Piraten und Geheimnissen in fernen Welten.
Die Welt ist nicht gut und geordnet.
Die Welt ist ein chaotischer Ort, voll finstrer Götter, Bestien, Feinden.
Doch es gibt eine Oase des Friedens, eine Perle der Wissenschaft. In all dem Chaos, gibt es ein Auge des Sturmes, welche den tosenden Welle der Feinde grimmig trotzt!"
Luthors Stimme war immer lauter geworden, seine Stimme war nun wieder kräftig, gerade stand er da und ließ seinen Blick über die Versammelten schweifen während er weitersprach.
"Wieviele Feinde umlagern das Imperium? Wieviele Millionen unausprechliche Schrecken haben bereits versucht jeden einzelnen Menschen des Imperiums zu töten? Ein Ork ist so stark wie zehn Männer heißt es, ein Barbar aus dem Norden so stark wie fünf. Wieviele tausenden und Abertausende wurden allerdings bereits abgewehrt?
Wieviele finstere und dunkle Götter werden von diesen Wesen angebetet und spinnen im Dunkeln ihre Intrigen während sie im Blut der Geopferten waten?
Die Frage ist nicht, wie unsere heiligen Götter unter der Führung Sigmars es zulassen können dass es all dieses Böse neben uns und unter uns gibt.
Die Frage ist, wie sie dieses Wunder bewerkstelligt haben, dass es trotz dieser bösen und verdrehten Welt unser glorreiches Imperium geben kann.
Sigmar war zu den Zeiten als er auf Erden wandelte ein Mann von unglaublicher Kraft.
Einem Gott gleich.
Er schuf mit seinen Händen das Imperium und erschlug zahllose Feinde.
Doch in seiner unendlichen Weisheit begriff er eines:
Erschlug er an einem Ende des Imperiums welches er geschaffen hatte zehntausend Feinde, kamen am anderen Ende zwanzigtausend über seine Grenzen.
Am Ende gab es nur eine Lösung.
Apotheose.
Sigmar stieg auf zur Göttlichkeit.
Wieso war dies die Rettung für das Imperium, wenn er so doch nicht mal die zehntausend Feinde erschlagen konnte?
Auch hier ist die Frage recht einfach.
Sigmar stieg auf zum obersten der Götter um uns zu leiten und er gab uns damit die Rettung des Imperiums.
Nicht ein mächtiger Krieger konnte diese Rettung sein, nichtmal ein brillianter Feldherr.
Sondern der Glaube.
Die Waffe, welche die Orks so viele Male bezwungen hat, welche die Barbaren zurück in ihre eisigen Wüsten zurück geworfen hat, ist der Glaube.
Denn er ist es, der die Menschen des Imperiums zu einer Einheit formt, deren Ganzes weitaus größer ist als die Summer seiner Teile.
Unsere Feinde haben keinen Zusammenhalt, sie kennen keine Waffenbrüder, jeder einzelne jault unter einem roten Mond seine dunklen Götter an und ist bereit seinen nächsten für sie zu opfern.
Sigmar lehrte uns auch ein Opfer.
Das Selbstopfer.
Schützt euren nächsten, kämpft für eure Mitmenschen, für euren Nachbarn.
Für eure Familie.
Ein Ork tötet zehn Mann, doch zwei Männer die zusammen halten können zehn Orks töten.
Die Piraten an der stürmischen Küste müssen von ganzen Armeen geschlagen werden, doch einige Männer die sich vertrauen können ein ganzes Schiff versenken.
Das Imperium der Menschheit ist die Flamme in der Dunkelheit, der Leitstern in finstrer Nacht, die Fackel im Sturm.
Der Fels in der Brandung, dessen Fundament auf dem Glauben beruht, welcher ihn zusammen hält.
Ohne Glaube sind wir nur einzeln Individuen, einzelne Holzplanken auf dem stürmischen Ozean.
Mit Sigmar im Herzen bilden die Planken ein mächtiges Schiff, welches jedem Sturm trotzt.
Ja, viele sterben im Kampf gegen die Feinde des Imperium,
ja, noch viele mehr werden dabei verletzt und die Feinde erscheinen zahllos.
Doch die Feinde SIND zahllos, seid Jahrtausenden versuchen sie immer wieder uns zu vernichten, wie Heuschrecken fallen sie immer wieder ein.
Selbst ein Kleinkind kann an den Fingern abzählen, dass das Imperium schon längt hätte vernichtet werden müssen, rechnet man die Feinde und das Imperium gegeneinander auf.
Doch eines dürft ihr dabei niemals vergessen..."
Luthor breitete die Arme aus und blickte in den sternenklaren Himmel.
Er schrie nun fast.
"Wir sind noch hier!"
Er senkte den Blick, schaute zufrieden auf seine Zuhörer, danke lies er sich auf ein Knie sinken und sprach wesentlich leiser.
"Lasset uns beten."
Es war ein Anfang.
An späteren Tagen erzählte er Geschichten über Sigmar, aber vor allem auch Heldentaten einfacher Menschen.
Es ging in den Erzählen darum, wie diese sich gegen Feinde behaupteten, auch getötet oder entstellt wurden, aber durch ihre Taten weiterlebten und viel bewirkten.
Es ging darum, dass ihr ihren Glauben nicht verloren hatten und wie Wenige vieles bewirkten, weil sie zusammen kämpften.
Es ging um Kameradschaft und Waffenbrüder.
Und immer war er auch bereit privat mit seinen Kameraden zu reden.
Ohne dass es ihm bewusst wurde, war er wohl wahrhaftig vom Initianten zum Sigmarpriester geworden.