42.Middenland-Ulricsmund-Tempel der Verena
Valdric stand doch tatsächlich auf !
Er rückte seine Robe zurecht, die Kapuze über die grässlichen Narben gezogen, so dass sein Anblick den meisten im Saal verschont blieb. Vermutlich jedoch nicht den ehrwürdigen Personen, die auf der höheren Ebene saßen: der Hexenjäger, die Priester der Verena, Ulric und Sigmar Kulte.
Der junge Mann räusperte sich.
"Ehrwürdige Damen und Herren."
"Ich möchte als wichtigen Punkt aufführen, dass niemanden bis zum Zeitpunkt der Bestätigung des Ulric-Hohepriesters Weiss gerade eben klar war, dass wir es in dieser gesamten Angelegenheit tatsächlich mit einem Kult zu tun hatten, der den Ruinösen Mächten huldigt."
"Alles, was bis dahin dargelegt wurde, war bestenfalls Vermutung und Verdacht."
"Eine kultistische Robe ? Leicht angefertigt, jede Schneiderin kann irgendwelche kruden Zeichen und Symbole hineinsticken. Die Farbe ? Der Schnitt ? Leicht zu fertigen."
"Die Chaossymbole in der Gaststätte Draken ?"
"Wir haben einen Professor im Collegium Theologica konsultiert, einen Gelehrten. Selbst dieser konnte uns nicht eindeutig bestätigen, dass es sich tatsächlich um die Symbologie der Dunklen Mächte handelte."
"Bis gerade eben gingen wir davon aus, dass der gesamte Plan lediglich dazu dienen sollte den Grafen zu verunglimpfen."
"Eben diese Unwissenheit hinsichtlich der Einflussname der Dunklen Götter muss auch für die Zeugin Ilse berücksichtigt werden."
"Ilse ist keine Kultistin."
"Was genau hat Ilse im ausdrücklichen Auftrag Werner Markheims getan ?"
"Zunächst hat sie ein offizielles Dokument erstellt, das den Nutzer des Draken glauben ließ, seine Gaststätte bedürfe einer Ertüchtigung des Brandschutzes. Mit dem Resultat, dass dieser diese schloss."
"Dies eröffnete Markheim die Möglichkeit eine Gaststätte für seine Zwecke zu nutzen. Denn das Gebäude des Draken gehört zu den Besitztümern des Grafen und war somit dessen Verwalter Markheim bestens bekannt."
"Ihr stimmt mir sicherlich zu, dass Ilse hier eine strafbare Tat begann."
"Jedoch keine ketzerische !"
Valdric war wichtig, dass die Verfehlungen Ilses nicht den Dunklen Göttern geschuldet war.
"Markheim erfand eine Gestalt, die angeblich in der Angelegenheit von Aschenbek ermittelte und Beweise gesammelt hätte. Eben diese Person, für deren Existenz übrigens keinerlei Beweise vorliegen, wäre im Draken untergebracht. In eben jenem Zimmer, dass von Markheim und seinen Helfern, Kultisten wie sich nun herausstellt, vorbereitet wurde wie von Luthor beschrieben."
"Markheim lockte uns zum Draken, denn wie Luthor bereits erwähnte, war es natürlich unsere Pflicht dem Ketzer das Handwerk zu legen. Und so schien ein Informationsaustausch ein guter Rat."
"Ilse gab sich als Wirtin des Draken aus. Im Namen Markheims gewährte sie uns Einblick in das Zimmer, ja, führte uns förmlich hinein, um angebliche Beweise gegen den Grafen zu finden."
"Jene angebliche Beweise beinhaltete unter anderem das von Luthor angesprochene Buch, ein Buch, das offensichtlich ersponnen und erlogen ist und von Ilse nach genauen Angaben Markheims erstellt wurde. Und ja, auch hierin waren äußerst suspekte Symbole enthalten."
Valdric wandete sich an Eberlinus und machte ihm unmissverständlich klar, dass er nun diese Buch vorlegen möge.
"Doch wir erkannten, dass der Raum nur zu diesem Zweck hergerichtet worden war, geradezu dilettantisch möchte ich hinzufügen."
"Uns ist nicht bekannt, ob die im Buch enthaltenen Zeichen einfach nur krude Zeichen und Zeichnungen sind oder tatsächlich niederträchtige Symbologie. Die Darstellung sind vermutlich gleichzusetzen mit den abstrusen Zeichnungen, die draußen vor dem Tempel von irgendwelchen Narren erstellt wurden und den Grafen in kompromentierenden Tätigkeiten zeigen."
"Mumpitz des einfachen, dummen Volkes."
"Ilse war von Markheim angewiesen worden, dass sie sicherstellen sollte, dass wir eben dieses Buch finden würden. Da wir jedoch misstrauisch wurden, hatten wir es verschwinden lassen. Eben in diesem Moment kam Markheim, mit Wachen, und bot seine Hilfe an. Ilse gab ihm zu verstehen, dass sie ihre Aufgabe nicht erfüllt hatte, dass das Buch seltsamerweise nicht gefunden wurde. Der Kalfaktor reagierte äußerst verdächtig angesichts der Erkenntnis, dass sein Plan in Gefahr war nicht zu fruchten."
Valdric machte eine Pause.
"Machen wir uns nichts vor. Ilse ist eine Fälscherin und für viel Gold Markheims ließ sie sich dazu hinreißen, suspekte Dokumente zu erstellen. Wäre sie schlauer oder tatsächlich mit den Dunklen Mächten vertraut - wie es Markheim offensichtlich ist - wäre ihr Werk sicherlich verwerflicher."
"Ilse ist keine Ketzerin.", wiederholte er.
Valdric wusste nicht mal genau, warum ihm das so wichtig war. Sicherlich würde die Fälscherin bestraft werden, und das war rechtens so. Keinesfalls jedoch rechtfertigten ihre Taten, dass sie auf dem Scheiterhaufen landete.