53. Reikland-Altdorf-Docks-Meerjungfrau
Der Zwerg schaute mürrisch dem Grafen hinterher und als Rupold sich setzte stand Grunrun stattdessen auf, verharrte jedoch am Tisch.
Er wollte nochmal auf die Zweifel seiner Kameraden eingehen, doch schließlich sackten seine Schultern zusammen und ein langer Seufzer kam aus der breiten Brust, ein Seufzer tiefster Enttäuschung.
Er hatte einfach nicht mehr die Kraft noch mehr zu überzeugen.
Wenn sie ihm nach all seinen Ausführungen immer noch nicht glaubten, waren sie entweder zu dumm oder sie trauten ihm nicht oder er lag falsch. Letzteres hielt er für unmöglich.
Dass ausgerechnet der Sigmarit ihm nicht glaubte und das auch noch offen vor dem Feind ausgesprochen hatte war für den Zwergen Hochverrat.
Grunrun schaute Luthor nicht an, würdigte ihm keines Blickes und sprach mit ernster doch ruhiger Stimmer.
"Luthor Johann, du hast dich soeben als Verräter an mir zu erkennen gegeben."
"Und nicht nur an mir, sondern an allen Zwerge."
"Mehrmals fragte der Graf ob wir im Hammer waren. Mehrmals habe ich das verneint, habe bewusst diese Notlüge gewählt, weil es mir die Ehre und die Rechtschaffenheit gebot, diesem Übeltäter nichts zu verraten. Daraus kann nur Übles entstehen."
Er hielt kurz inne, noch immer fassungslos angesichts des Sigmariten Vertrauensbruch.
"Doch du hast ihm verraten, dass wir doch dort waren. Nicht nur, dass dies ausgesprochen dumm war. Du hast dadurch auch mein Wort vor den Augen eines Fremden, und noch wichtiger: eines Feindes, in Frage gestellt. Das Wort eines Zwergen !"
"Wie konntest du nur ?"
"Wie kann dir das Wohlwollen dieses Adligen wichtiger sein, als die Loyalität deiner Kameraden, die neben dir gekämpft haben ? Die ihr Leben für dich in Gefahr brachten, die dich beschützt haben."
Grunrun schüttelte den Kopf.
"Luthor Johann, du bist ein Verräter und eines wahren Sigmariten nicht würdig."
"Ein Speichellecker bist du geworden, warst es im Grunde genommen schon immer. Je höher der Rang, desto mehr erzähltest du ihm."
"Schande über dein kahlgeschorenes Haupt, dass du das Bündniss der Menschen mit den Zwergen derart verunglimpfst."
"Für deine Dummheit kannst du nichts."
"Sehr wohl aber für deine Entscheidung, dich gegen deinen Kameraden zu wenden !"
Verbitterung und gromrilharte Entschlossenheit.
Seine Stimme wurde kräftiger.
"Ich bin fertig mit dir, Luthor Johann. Ich entziehe dir hiermit mein Vertrauen, denn du hast bewiesen, dass du dieses nach all der Zeit nicht verdient hast."
"Ich werde meinem Volk von dir erzählen, Luthor Johann, vom Sigmariten der den Bund brach."
Noch immer machte der Zwerg keine Bewegung, nicht mal Fäuste ballten sich, die Kraft in seinen Armen hatte ihn verlassen, nur noch die feste Stimme ließ die Stärke in dem Zwergen erkennen.
"Deine Anwesenheit bei der Beerdigung Grimmbarts ist nicht gewünscht, sei dir dessen gewiss."
"Erscheine dort besser nicht, die Zwerge werden es als Beleidigung werten, denn du bist kein Freund der Zwerge."
"Ich gebe dir diesen Rat, denn einen Groll hege ich nicht gegen dich, nur tiefe, allertiefste, Enttäuschung. Ich werde nicht meine Axt auf deinem Haupt niederlassen. Doch ich kann nur für mich sprechen."
"Bleib fort, du bist unter Zwergen nicht länger erwünscht, du bist kein Freund mehr."
"Folge nun dem Grafen, krieche ihm in den Arsch und wisse, dass kein Zwerg mehr an deiner Seite stehen wird."
Er wandte sich zu Rupold hin.
"Ich lasse die Leiche von Grimmbart von den Zwergen der Stadt holen. Besser wäre, er hier", er zeigte mit dem Daumen hinter sich auf Luthor, "wäre nicht mehr hier, wenn sie ihn holen."
"Auch meine Rüstung vertraue ich dir an, Rupold, bis ich sie wieder holen kann."
"Denn ich vertraue dem Grafen nicht und will deshalb unerkannt durch die Straßen zu meinem Volk ziehen."
Grunrun war hin- und hergerissen.
Diesen Gefährten einfach zurückzulassen fiel ihm offensichtlich schwer.
"Du bist schwer verwundet, alter Kamerad. Suche einen Heiler auf der deine Arm richtet. Du wirst ihn morgen brauchen. Stehe Eberlinus bei, sein Mut mag eines Tages sein Ende sein."
Grunrun griff den Veteranen an der unverletzten Schulter und drückte kurz. Mehr als Worte fassen konnten lag in diesem Griff.
Grunrun räusperte sich und blickte zur Tür.
Er hatte noch vieles bis morgen Mittag zu erledigen. Er musste herausfinden, was für eine Glocke der Graf da hatte reparieren lassen. Grunrun hatte das mulmige Gefühl, es handelte sich um eine Glocke des Sigmar Tempels.
Und dann waren da noch die Tileaner und der Name Breganza.
Schweren Schrittes, und doch bestimmt, ging er zur Tür.
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