[Kapitel II] - Der Lockvogel
Frieder schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände.
"Ein Missverständnis, der Herr."
"Ich werde nicht für euch einkaufen gehen. Ich biete lediglich an, den Kontakt herzustellen. Käufer und Verkäufer, Kunde und Lieferant. Erst beides zusammen bringt für beide Parteien einen Vorteil."
"Angesichts eures Standes dürfte die Verhandlung durch euch selbst initiiert ein erfreulicheres Ergebnis zu Tage bringen."
"Es würde mich sehr wundern, wenn ein lokaler Händler nicht an einer garantierten Summe in der genannten Höhe angesichts eines beglaubigten Schreibens der Hauptfrau der Wache und der Reikland-bekannten Anwältin Winandus interessiert wäre. Gerade in diesen unruhigen Zeiten gibt es in der Tat wenig, das mehr Wert ist, als eine Zusage der Sigmarkirche selbst, des Hauptsitzes des Schutzpatrons des Kaiserreichs."
"Das Einzige, was also von Nöten ist, ist jemanden davon zu überzeugen, euch jetzt zu entlohnen mit der Aussicht auf einen sicheren Gewinn, sobald der Weg nach Altdorf gesichert ist."
"Es ist eine Investition mit dem Risiko des Zeitfaktors."
"Je länger die Straßen gefährlich sind, desto ungünstiger für euren potentiellen Partner."
"Es bedarf also lediglich einer Staffelung der Auszahlhöhe je nach Zeitfortschritt."
Frieder zuckte mit den Schulter, die Zahlen schwirrten in seinem Kopf herum und ordneten sich sauber ein. Für ihn war alles klar. Dies galt es nur dem potentiellen Kunden schmackhaft zu machen. Zum Beispiel in dem man Information zur Verfügung stellte, die ein unmittelbar bevorstehenden Sieg der kaiserlichen Truppen in Aussicht stellte. Und das konnte man ja leicht über das Streuen von Gerüchten steuern.
So sehr vertieft war Frieder in seinem Zahlenkonstrukt, dass er den Affront gar nicht wahrnahm bis Leonhard Stellung bezog.
"Ich war gar nicht anwesend bei der Ergreifung, was sollte ich da also eurer Meinung nach tun?"
Er zog verärgert, angesteckt von Leonhards Entrüstung, die Braue hoch.
"Ich weiß nicht, wie ihr Klumpenklug abgewehrt habt. Aber lasst euch gesagt sein, dass ihr Glück hattet. Wenn ihr euch auf euer Glück allein verlässt, mein Herr, dann seid ihr sicherlich im falschen Metier tätig. Klumpenklug und seine Kameraden stellten selbst bei den paar Metern eine Gefahr für euch dar. Glaubt es oder auch nicht. Ist mir ehrlich gesagt auch reichlich egal. Wir sind euch wegen unserem Freund gefolgt und wenn ihr in Bedrängnis geraten wärt, hätte unsere Hilfe unserem Freund gegolten. Denn wie eben jener Freund gerade schmerzlich feststellen muss, scheinen eure Versprechen auf Belohnung gerade mit der Wirklichkeit einer durch Altdorfer Staatstruppen besetzten Stadt auf Kollisionskurs zu sein. Er muss auf seine versprochene Belohnung warten."
"Eure Sorte ist nicht gerade bekannt für ihre Ehrenhaftigkeit, euch interessiert nicht das Schicksal des Opfers, lediglich der in Aussicht gestellte Lohn ist euer Ziel. Nun zu erwarten, man behandle euch wie einen Ehrenmann, der zu seinem Wort steht, bedarf zunächst eines gewaltigen Vertrauensvorschuss. Eben jenen hat euch mein Freund bereitwillig entgegengebracht. Nun mögen böse Zungen meinen Freund naiv nennen, oder gar schlichtweg dumm, da er euch so blind vertraute. Ich bin da etwas vorsichtiger, man möge gar behaupten etwas erfahrener. Dass ich nicht sofort euch die Treue schwöre und blind vertraute, nenne ich gesunden Menschenverstand und ganz und gar nicht Opportunismus.", sagte er inzwischen durchaus ebenso entrüstet wie Leonhard.
"Mein Herr, euer Angebot ist äußerst verlockend. In der Tat schon so sehr, dass eben jener gesunde Menschenverstand mich vor einem Trickbetrug warnt."
"Ich schlage folgendes vor. Ich höre mich um, wer gewillt wäre dieses Brief gegen Münzen zu tauschen. Wenn ich einen geeigneten Partner gefunden habe, werde ich sie beide bekannt machen und unterstütze gerne beim eigentlichen Handel. Erst bei Abschluss des Handels unterhalten wir uns über ein Honorar."
"Wertet dies als Vertrauensvorschuss meinerseits. Ob dieser dann vernünftig war, wird sich später zeigen."
"Sagt mir wo ihr untergekommen seid. Oder, falls dies noch nicht der Fall ist, hinterlasst im Gasthaus an der Brücke eine Nachricht für Markwardt. Ich werde euch dann finden."
"Nun aber müssen wir dringend zu Ruggers, um einem anderen Freund zu helfen."
"Ich wünsche einen schönen Tag, der Herr.", sagte er zum Abschied, bevor er sich nochmal umdrehte.
"Da Ruggers das gleiche Ziel zu sein scheint und auch der Tempel in dieser Richtung liegt..."
Schulterzucken und schon hastete er dem vorausgeeilten Leonhard hinterher.
This message was last edited by the player at 14:59, Mon 31 May 2021.