42.Middenland-Ulricsmund-Tempel der Verena
Luthor zögerte keinen Moment.
Hochaufgerichtet schritt er nach vorne, mit jedem Zoll ein Priester des Sigmar.
Seine Stimme war klar und trug weit, obwohl er nicht sonderlich laut redete.
Er beschrieb das Zeichen des Hammers vor Helstrum
"Eure Exzellenz"
da dieser das ganze leitete und die Führung inne hatte, auch wenn die Hohepriesterin der Verena und der Hohepriester von Ulric ihm theoretisch im Rang voraus waren. Aber Hexenjäger standen sowieso abseits der Hierarchie und die Hohepriester waren im Prinzip Zuschauer.
Luthor wandte sich an die Hohepriesterin der Verena, da es ihr Tempel war
"Eure Emminenz"
und adressierte ebenso an den Hohepriester des Urlic, den sie ja nur zu gut kannten.
da sie sich in einem sehr formalen Rahmen befanden, wandte er sich danach an Gospodarin
"Heiliger Vater"
als aktuelles Oberhaupt des hiesigen Tempels.
Er verzichtete darauf sich vorzustellen, da der Anwalt ja schon genügend dazu gesagt hatte.
Wenn er Helstrum richtig einschätzte, war er ein Mann der Tat - zumindest einmal gewesen - und geschwollene Reden wären bei ihm fehl am Platze.
"Ich muss gestehen, dass ich zuerst davon überzeugt war, dass es sich bei Herrn Graf Aschenbeck um einen Ketzer handelt und sah es als meine Pflicht an, ihn zu überführen. Ein Mann in seiner Position und mit seinem Einfluss, in dieser für den Krieg so wichtigen Stadt musste gestoppt werden.
Je mehr meine Kameraden und ich jedoch in die Dinge involviert wurden, desto seltsamer erschienen die Dinge und desto mehr Beweise für seine Unschuld tauchten auf.
Ich fange mit dem Corpus Delicti an, der Kultrobe.
Wie vielen Adligen wird dem Grafen die Kleidung zurecht gelegt. Jeden Morgen bestimmt mehr oder minder der Zufall, welche Dienerin oder welcher Diener diese aus den Truhen holt.
Keiner der in Frage kommenden hat erwähnte Robe aber je zuvor gesehen.
Nebenbei ist der Graf noch ein intelligenter Mann, der ein Handelsimperium aufgebaut hat und er wäre kaum so fahrlässig ein solch verräterisches Kleidungsstück der losen Zunge einer Dienerin vorzusetzen."
Luthor sah Helstrum direkt und gerade in die Augen.
"Wenn ich eines gelernt habe im Kampf gegen die Feinde Sigmars und vor allem gegen Chaosanbeter, dann, dass sie leider nicht dumm sind oder fahrlässig handeln."
"Allerdings," fuhr Luthor fort
"wurde genau an diesem Tag Werner Markheim gesehen, wie er im Haus Aschenbeck umherstrich."
Luthor beschrieb kurz die Position und Person Markheims.
"Herr Markheim hat sein Büro und seinen Schlafraum in einem Kontor in der Stadt und eigentlich nichts zu tun im Herrenhaus des Grafen. Doch exakt an dem Morgen an dem die Garde wohl dank eines anonymen Tipps dort auftauchte war er unerklärlicher Weise dort unterwegs.
Ein Diener des Grafen schwört, dass am Abend zuvor, als er die Kleidung des Grafen verstautet noch keine Robe in der Truhe war, als die Garde aber am nächsten Morgen dann auftauchte ebendiese ganz oben auf lag."
Luthor machte eine kurze Pause
"Aber das war natürlich längst nicht alles.
Werner Markheim hat eine Schreiberin erpresst, damit er durch gefälschte Dokumente eine örtliche Taverne schließen und eine Falle für den Grafen aufbauen konnte. Diese umfasste ein zerstörtes, mit Chaossymbolen entstelltes Zimmer, sowie ein gefälschtes, höchst ketzerisches Buch mit Aufzeichnungen des Grafen.
Die Schreiberin sollte später den Flammentod sterben um alle Beweise zu tilgen."
Luthor machte eine Pause, drehte sich etwas um und zeigte mit einer Hand leicht auf Eberlinus
"Unter Einsatz seines Lebens und schwer verletzt konnte mein tapferer Kamerad in das flammende Inferno eindringen und die Schreiberin retten, während meine restlichen Kameraden dafür sorgten, dass Löschmaßnahmen eingeleitet wurden. Die Zeugin hat überlebt, wurde zuerst den heilenden Händen der gesegneten Shallyakirche übergeben und verbrachte dann die Nacht unter der Ägide des Sigmartempels und dem persönlichen Schutz von Vater Gospodarin.
Wir haben also eine Zeugin, dass Werner Markheim nicht nur Dokumente fälschen lies, sondern auch im Besitz von Material war um ein gefälschtes Chaoswerk zu erstellen um die Schuld des Grafen zu Beweisen."
Luthor sammelte sich kurz und lies seine Worte sinken.
"Des Weiteren, hat Markheim versucht die Tochter des Grafen mit allen Mitteln zu einer Heirat zu bewegen, mit welcher er die ganze Macht des Hauses Aschenbeck an sich gerissen hätte. Sie selbst kann Zeugnis davon ablegen, wie er versuchte ihre Hand zu gewinnen. Die rechte Hand des Grafen hatte also nichts dringenderes im Sinn als die Nachfolge des Grafen anzutreten."
Wieder adressierte er Helstrum mit einem Blick
"Meiner Erfahrung nach, sollte man immer schauen wer am meisten von so einer Geschichte profitiert."
Luthor war mit seiner Rede fast durch, doch das Beste hatte er sich für den Schluss aufgehoben
"Als letztes, muss man wissen, dass nur Markheim einen Schlüssel zu seinem Kontor hat. Der Graf, dessen Tochter oder die Diener haben keinen Zugang zu dem Kontor, von wo Markheim die Geschäfte des Hauses regelt. Weder zum Büro, noch zum Schlafgemach, noch zum Keller."
Luthor machte eine Kunstpause.
"Heute Nacht, entdeckten Templer des verehrten Ulricstempel, unter Führerschaft von seiner Emminenz, Hohepriester Weiss eine Kultistenstädte im Keller von Markheims Kontor."
Luthor hatte ihre eigene Einmischung kunstvoll übergangen. Sollte der Tempel ruhig die Lorbeeren ernten. Vor allem war Helstrum so gezwungen sich mit Weiss auseinander zu setzen.
"Dank der Templer konnte die Stadt heute Nacht von einem Feind im Inneren befreit werden und alle Bewohner können mit der Gewissheit schlafen, dass die Diener der Götter niemals ruhen um für ihre Sicherheit zu sorgen."
Mit den Worten, Gestik und Mimik in Helstrums Richtung versuchte Luthor klarzustellen, dass er absichtlich einiges ausgelassen hatte, z.B. das Schicksal Markheims. Da er die Sicherheit des Volkes herausstellte, sollte Helstrum gewiss verstehen, dass Luthor absichtlich keine Panik unter den Bewohnern hervorrufen wollte.
"Werner Markheim hat also nicht nur falsche Beweise wie die Robe geliefert, wir haben eine Zeugin dass er weitere fälschen lies und versucht hat eben jene Zeugin zu töten.
Weiterhin hat er versucht durch Zwang eine Heirat zu erwirken und die Macht des Hauses Aschenbecks an sich zu reißen.
Darüber hinaus wurde dank des Ulricstempels tatsächlich ein Chaoskult ausgehoben und stellt nun keine Gefahr mehr dar, allerdings war der Kultort direkt unter dem Kontor Werner Markheims!"
Luthor deutete mit der Hand auf den Grafen Aschenbeck
"Graf Aschenbeck ist seid Jahren ein wichtiger Stützpfeiler der Stadt, umso mehr in diesen schweren Zeiten, wo seine Wachen für Sicherheit und Ordnung sorgen. Er ist weiterhin als gläubiger Anhänger des Ulrictempels bekannt und geachtet.
Wäre der perfide Plan gelungen, wäre die Stadt nicht nur dieses wichtigen Stützpfeilers beraubt worden, sondern er wäre dank der falschen Anklage ein Kultist zu sein durch einen ebensolchen ersetzt worden.
Ich wage mir die Konsequenzen für die Stadt, den Krieg und das Imperium nicht auszumalen.
Nur der Erzfeind ist durchtrieben genug solch einen perfiden Plan zu ersinnen.
Nur mit den vereinten Kräften von den Tempeln des Ulric, des Sigmar und der Shallya konnte dieser Plan durchkreuzt werden, so wahr mir Sigmar helfe!"
Gerade durch den letzten Part sollte für Helstrum mehr als deutlich werden, dass Luthor auch für das anwesende Volk sprach, aber durchaus bereit war weitere Erklärungen später nachzulegen.
Für das Volk spielten seiner Kameraden und er keine Rolle, aber die Gewissheit, dass die Tempel über sie wachten, würde viel zur Ordnung beitragen in dieser von Panik erfüllten Stadt.
Luthor beschrieb erneut das Zeichen des Hammers und wartete auf eine Reaktion.