56. Reikland-Altdorf-St.d.100Tav-Schw.Fledermaus
Luthor war damit zufrieden hinter seinen Kameraden herzustapfen und den Wirt dieser Spelunke bedrohlich anzusehen.
Er war vornehmlich damit beschäftigt über die Situation zu sinnieren und seinen Gefühlen dieser gegenüber.
Es "das alte Problem" zu nennen, wäre die falsche Wortwahl gewesen, aber Luthor fiel irgendwie nichts besseres ein.
Noch vor kurzer Zeit hätte er sich absolut geweigert auch nur in Gedanken zu erwägen mit der Unterwelt in Kontakt zu kommen.
Jetzt unterstützte er Eberlinus bei genau diesen Plänen sogar - und das vor Hauptmann Bärfaust.
Bärfaust.
Luthor hatte momentan unmittelbaren Zugang zu den höchsten Kreisen der Macht des Imperiums, Mächte, Kräfte, Personen und Institutionen die so weit über ihm standen, dass jeglicher Vergleich Makulatur gewesen wäre - und er, Luthor, Priester des Sigmar, warf sein Wort in die Waagschale um mit der Unterwelt zu verkehren.
Luthors Problem mit dieser Tatsache war nicht mal dass er enttäuscht, wütend, verblüfft oder - Sigmar behüte - gar ängstlich gewesen wäre, Luthor stellte sich selbst ernsthaft die Frage ob er korrumpiert worden war.
Ob der Makel des Chaos an ihm haftete, ob er durch die unzählichen Begegnungen mit dem Feind und dem Chaos, die Kontakte mit kontaminierten Substanzen verdorben worden war.
Ihm war durchaus bewusst, dass es sein Ziel war diese ganzen Ganoven und Verbrecher mit Stumpf und Stiel auszurotten am Ende.
Allerdings war ihm auch klar, dass er ihnen dafür zuerst einen Schritt entgegen kommen musste - und genau darin lag das Problem.
Es war immer die Ausrede von Häretikern und Verrätern gewesen. Nur diese eine Schritt.
Nur dieses eine Mal, für einen guten Zweck.
Und dann noch Mal.
Ein weiterer Schritt.
Nur einer noch, diesmal.
Was war, wenn sich die Verbrecher als nützlich erweisen sollten? Falls Luthor für das größere Ganze auf sie angewiesen wäre? Würde er dann weiter mit ihnen arbeiten, einen weiteren Schritt auf sie zugehen?
Luthor sah einen möglichen Pfad vor, einen Pfad den schon viele vor ihm beschritten hatten und der in die Verdammnis führte.
Vom Puritaner, dessen Welt nur aus schwarz und weiß bestand, war Luthor mittlerweile auf dem besten Weg zum Radikalen, dem jede Waffe, jedes Werkzeug recht war, so lang er damit den Feind besiegen konnte.
Doch wie der Weg der Slayer unweigerlich nur in den Tod führen konnte, führte der Weg des Radikalen unweigerlich zur Ketzerei.
Das Problem war - Luthor konnte diesen Konflikt nicht auflösen, da er derzeit ganz klar das Wohl und Wehe des Imperiums vor Augen hatte.
Es stand durchaus im Bereich des Möglichen, dass nur dieser Weg das Imperium retten konnte.
Dass Luthor Sigmar am besten dadurch diente, dass er diesem Pfad folgte soweit es nötig war, selbst auf die Gefahl hin am Ende seine Seele dafür zu opfern und Sigmar zu verraten.